Dyskalkulie in der Mittelstufe

Da das Thema Dyskalkulie unter Haupt- und Realschülern sowie Gymnasiasten bisher in Forschung und Öffentlichkeit nur wenig Beachtung erfährt, bedeutet dies nicht, dass es keine rechenschwachen Schüler in den weiterführenden Schulformen gibt.

Oft sind es Jugendliche, die bereits seit Beginn ihrer Schulzeit an einer Rechenschwäche leiden. In der Regel handelt es sich hierbei um Schülerinnen und Schüler, denen es unter erheblichem Einsatz von Fleiß über einen gewissen Zeitraum hinweg gelungen ist, notenmäßig unauffällig zu bleiben – meist indem sie ein umfangreiches Regelwerk unbegriffen auswendig gelernt haben und schematisch anwenden.

Viele dieser Jugendlichen haben das Interesse am Verständnis einer Aufgabenstellung längst verloren. Ihnen geht es bei Nachfragen nicht mehr um das Begreifen der Aufgabe, sondern um eine Handlungsanweisung für das richtige Ergebnis. Aus „Worum geht es?” ist „Was muss ich machen?” geworden.

Das Verstehen-Wollen ist zu einem Pauken von Rechentricks und Aufgabensätzen geworden. Eine Strategie, die mit dem Voranschreiten des Schulstoffes und der Komplexität der Aufgaben spätestens in der weiterführenden Schule zum Scheitern führt.

Aus rechenschwachen Grundschülern werden rechenschwache Mittelstufen-Schüler

Die Ursachen hierfür haben ihren Ausgangspunkt im Grundschulstoff. Diesen rechenschwachen Jugendlichen fehlen grundlegende Einsichten in die Mathematik. Typisch ist, dass sie häufig auch in der fünften Klasse noch zählende Rechner sind. Sie greifen auf wenige Lösungsstrategien zurück, die oftmals mit subjektiven Algorithmen einhergehen. Das Dezimalsystem wurde in wichtigen Elementen nicht erschlossen und das Operationsverständnis der Grundrechenarten ist unzureichend entwickelt.

Aus rechenschwachen Grundschülern werden rechenschwache Mittelstufen-Schüler. Die Kenntnisse in den Punktrechnungen basieren vorrangig auf schlichtweg eingeübten Malaufgaben. Ein Wissen über Zusammenhänge von Aufgaben und zwischen den vier Rechenarten wurde nicht erworben. Auch wenn es einigen dieser Jugendlichen gelingt, mit viel Fleiß und zusätzlichem Üben, während der Grundschulzeit ganz passable Ergebnisse zu erzielen, reichen ihre Defizite meistens in den Stoff der ersten / zweiten Klassenstufe zurück.

Mangel an Grundlagenwissen

Zum Tragen kommt diese mangelhafte Grundlage ganz häufig bei dem zu vermittelnden Stoff der Unterstufe. Ein Jugendlicher, der die Grundlagen des dekadischen Positionssystems nicht verstanden hat, wird keine Einsichten in Dezimalzahlen erwerben können. Dezimalbrüche, das Rechnen mit Einheiten / Größen und das Multiplizieren bzw. Dividieren mit Stufenzahlen sind mathematische Welten, die für diese Schüler tatsächlich in einem unerreichbar anderen Universum liegen. Bruchzahlen und Anwendungsbereiche von Bruchzahlen bleiben „ein Buch mit sieben Siegeln”. Für die Lösung alltagsrelevanter mathematischer Probleme fehlen ihnen die Kenntnisse und damit auch die Mittel und zwar mangels Grundlagenwissens.

Kann man denn jetzt überhaupt noch etwas bewirken? Natürlich, das Problem liegt ja nicht daran, dass diese Jugendlichen nicht logisch denken können, dies haben sie in zahlreichen anderen Bereichen unter Beweis gestellt, sondern ihnen fehlt es an der Einsicht in die mathematische Logik. Allerdings kann die Neuerarbeitung der Mathematik nicht im Rahmen des aktuellen Schulstoffes ansetzen. Nach einer qualifizierten diagnostischen Analyse und Auswertung der Lernausgangslage, sollte das angemessene Vorgehen besprochen werden und ein individueller Therapieplan wäre zu entwickeln.

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