– wie es begann
Anfang der 90iger Jahre war Rechenschwäche / Dyskalkulie eine noch junge therapeutische Herausforderung – ein Fremdwort in Schule und Gesellschaft. Da die ersten Forschungsergebnisse praktisch noch keinen Widerhall außerhalb akademischer Kreise gefunden hatten, gab es weder brauchbare diagnostische Ansätze noch existierten therapeutische Förderkonzepte, mit denen betroffenen Kindern und Jugendlichen – geschweige denn Erwachsenen – ein neuer Zugang zur Mathematik eröffnet werden konnte. Das gemeinsame Ziel, Wege zur erfolgreichen Behebung einer Rechenschwäche zu finden, die betroffenen Kinder und Jugendlichen zu stärken und Lehrern Hilfen zur Früherkennung an die Hand zu geben, machte es notwendig, lerntherapeutische Therapieansätze zu entwickeln und diese in der Praxis erproben. Eines der nachhaltigsten Ergebnisse dieser Arbeit ist die qualitative Förderdiagnostik. Sie hat sich zur Methode der Wahl im Umgang mit rechenschwachen Kindern entwickelt, deren Rechenversagen mit allgemeinen Leistungstests und standardisierten Testverfahren weder ausreichend sicher festgestellt noch analysiert werden kann.
Qualitative Förderdiagnostik
Qualitative Förderdiagnostik Bei der qualitativen Förderdiagnostik werden in einem diagnostischen Gespräch (Methode des Lauten Denkens) die Gedanken und Vorstellungen des Probanden offen gelegt. Aus der Analyse der angewandten Rechentechniken und Lösungswege lassen sich Rückschlüsse auf das Verständnis der mathematischen Inhalte und somit auf die Ausprägung der Rechenschwäche ziehen. Die Auswertung mündet in einer differenzierten Lernstandserhebung, an die das therapeutische Förderkonzept konsequent anknüpft. Durch die begleitende Verlaufsdiagnostik wird sichergestellt, dass die mathematischen Probleme gezielt und in der richtigen Reihenfolge aufgearbeitet werden können. Wissenschaftlich belegt wurde das Konzept der qualitativen Förderdiagnostik durch Dr. Michael Wehrmann im Rahmen seiner Promotion an der Humboldt-Universität Berlin. Das von ihm entwickelte Testverfahren QUADRIGA (Qualitative Diagnostik Rechenschwäche im Grundlagenbereich Arithmetik) und dem entsprechende Verfahren werden in allen Einrichtungen des AK-Lernforschung eingesetzt.